Das Rezept für diese richtig schön mürben Plätzchen habe ich vor fast zwei Jahren von der Mama eines Freundes bekommen. Wir sind mit ihm nach Istanbul in den Urlaub geflogen, wo wir auch seine Eltern besucht haben. Seine Mama hatte ein üppiges (!!) Frühstück vorbereitet und hatte auch diese traditionellen, an Heidesand erinnernden Plätzchen gebacken.
Diese Plätzchen zergehen förmlich auf der Zunge, und natürlich hab ich sie direkt nach dem Rezept angeschnorrt, hehe. Ich war direkt erstaunt, weil sie kein festes Fett wie Margarine oder Butter dafür verwendet hatte, sondern einfach nur Olivenöl. Den Zettel hab ich gut aufbewahrt, aber wie es so ist, ging das Rezept in meiner ellenlangen to-bake-Liste unter.

Das sind die Original-Plätzchen von Mama Namlı
Letzte Woche habe ich mich jedoch plötzlich wieder an dieses Rezept erinnert. Denn bei diesen Oreo-Keksen, die ich vorletzte Woche gepostet hatte, hatte ich wegen der Verwendung von Palmin Soft (ich habe noch Reste, die ich gerade aufbrauche) kurz das Thema Palmöl angeschnitten. Palmin Soft enthält nämlich Palmöl und ich hatte deswegen davon abgeraten und stattdessen Alsan BIO empfohlen, weil erstens die Fette nicht gehärtet werden (dabei entstehen die vieldiskutierten ungesunden Transfettsäuren), und weil zweitens das darin enthaltene Palmöl ja aus kontrolliert biologischem Anbau stammt. In den Kommentaren wurde die Palmöl-Frage aufgegriffen und ein Leser hat mich schließlich darauf aufmerksam gemacht, dass es leider trotz biologischem Anbau kein wirklich nachhaltiges Palmöl gibt (ein anderer Artikel dazu hier). Es gibt zwar auch palmölfreie Margarinen, aber die kommen für mich wegen der Plastikverpackung nicht in Frage. (Was bringt es, wenn ich mich vegan ernähre und auf Palmöl achte, wenn ich die Umwelt durch Verpackungsmüll verschmutze und so auch wieder indirekt vielen Tieren den Lebensraum zerstöre..?)
Wer schon einige meiner Rezepte ausprobiert hat, dem ist vielleicht schon aufgefallen, dass ich Margarine meide und viel mit Ölen backe, vor allem bei Kuchen und Cupcakes. Grund dafür waren bisher die darin enthaltenen Transfette und weil es schlicht und ergreifend viel praktischer ist, mit Ölen zu backen. Bei Plätzchen habe ich dann doch zu (rein pflanzlicher) Margarine wie Alsan BIO oder vorher auch noch Deli Reform gegriffen, weil feste Fette den Plätzchenteig erst gut formbar macht. - Naja, das dachte ich bisher zumindest...!
Ich musste also einfach dieses Rezept ausprobieren und ich war begeistert, einfach nur hin und weg! In null-komma-nix waren die Plätzchen fertig! Der Teig war schon anders, aber man konnte ihn ohne Probleme verarbeiten und vor allem schmecken diese Plätzchen einfach zum Niederknien gut! Ab jetzt möchte ich gucken, wie weit ich beim Plätzchenbacken tatsächlich ohne Margarine komme. Ich bin mir nicht sicher, ob sich Plätzchenteige aus Öl ausrollen und ausstechen lassen. Meine Vermutung ist, dass es nicht gut gehen wird. Aber so what? Mir persönlich ist die Form eines Keks jetzt nicht so wichtig, dass ich dafür verheerenden Schäden an Mensch, Tier und Umwelt in Kauf nehmen möchte ;).
Die Palmölproblematik
Palmöl ist das weltweit am meisten angebaute Pflanzenöl und auch das auf dem Weltmarkt billigste. Es ist zwar durch den hohen Anteil an gestättigten Fettsäuren kein gesundes Fett, aber da es sehr hitze- und oxidationsstabil ist und wohl tolle Schmelzeigenschaften aufweist, lässt es sich sehr gut verarbeiten und in vielen Bereichen einsetzen. Deswegen findet man Palmöl nicht nur in allen möglichen Lebensmitteln - von Pralinen, Margarinen, Brot, anderem industriellem Gebäck, Nutella, allerlei Cornflakes, Fertiggerichten bis hin zur Pommes an der Imbisbude nebenan - sondern genauso in allen möglichen Kosmetika (Makeup, Cremes, Seifen, Duschgel, Shampoos, Haarspülungen usw.) und auch in Sachen wie Reinigungsmitteln (auch Waschmittel), in Bezin und im Strom.
Hier ein informativer Bericht dazu aus dem ORF Weltjournal:
Ist doch toll, dass Palmöl ein so vielfältiges Pflanzenfett ist. Schließlich ist das doch ein nachwachsender Rohstoff, oder? Nein, im Gegenteil, der Anbau von Palmöl zieht verheerende ökologische und menschenrechtliche Probleme nach sich. Denn die Ölpalmen brauchen Regenwaldklima, um gut zu wachsen. Was wird also gemacht? Es wird dafür Regenwald abgeholzt. Dabei wird nicht nur viel CO2, das durch den Regenwald gespeichert wird, freigesetzt, sondern bedroht auch massiv die Artenvielfalt - der Orang-Utang steht dabei nur symbolisch für tausende von bedrohten Tierarten. Kleinbauern und Ureinwohner werden vertrieben und ihre Lebensgrundlage wird ihnen entzogen. Jede Minute werden geschätzte 35 Fußballfelder Regenwald zerstört.
Der Frage, ob es auch nachhaltig produziertes Palmöl gibt, ging der ZDF nach:
Die NGO Pro Regenwald hat auf seiner Seite einen Banner mit dem Schriftzug Dying for a Cookie? Das trifft es meiner Meinung nach ganz gut. Denn die Antwort ist für mich persönlich ein ganz klares NEIN. Dass man dabei nicht mal auf irgendwas verzichten muss, möchte ich unter anderem mit diesem Plätzchenrezept, dass nur zufällig vegan und palmölfrei ist, zeigen :).
Palmölfreie Alternativen
Seit letztem September letzten Jahres stellen wir unseren Haushalt auf zero-waste um, d.h. wir wollen so müllfrei wie möglich leben. Wir sind erstaunt darüber, dass wir immer noch Sachen aufbrauchen, die wir vorher gekauft hatten, wie z.B. Zahnbürstenköpfe unserer Elektro-Zahnbürsten (wir wollten danach auf die kompostierbaren Bambuszahnbürsten von Hydrophil umsteigen) oder glutenfreie Mehlsorten, Gewürze und Zuckerstreusel. Oder wie oben erwähnt auch das blöde Palmin Soft, das sowohl Palmöl als auch Transfette enthält...
Doch Schritt für Schritt nähern wir uns an, und mit jeder Neuerung leben wir auch automatisch immer palmölfreier.
Palmölfreie #zerowaste Alternativen
Produkte | Palmölfreie Alternativen, die auch #zerowaste sind |
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Cremes | Kokosöl, natives Sonnenblumenöl, natives Olivenöl (für den ganzen Körper, von Gesicht bis zu den Füßen, sehr gut für sensible Haut, Neurodermitishaut und auch als Lippenpflege) |
Handseife, Duschgel, Gesichtsreiniger | Olivenölseife |
Rasierschaum | Olivenölseife und Rasierpinsel (ich habe diesen, der ist vegan und mit Holzgriff) |
Shampoo | Shampooseife von Lush (mein Mann benutzt diese immer), Natron-Haarwäsche, Roggenmehl-Haarwäsche (das mache ich), andere shampoolosen Alternativen |
Haarspülung | Essigrinse (kann man drin lassen, ich spüle aber lieber aus) |
Waschmittel | Waschmittel selber machen aus Olivenölseife und Natron/Waschsoda, dauert nur 5 Minuten und ist auch sonst sehr umweltverträglich 😛 |
Spülmittel | Handspülmittel selber machen aus Olivenölseife und Natron/Waschsoda, dauert nur 5 Minuten, für die Spülmaschine einfach 1 EL Waschsoda |
Putzmittel | Universal-Essigreiniger selber machen: 1 EL Essig-Essenz auf 300 ml Wasser, evtl. einige Tropfen ätherisches Öl der Wahl. Damit bekommt man alles sauber. Von Kalkflecken über Fensterscheiben und Klo bis zu Holzböden. Für hartnäckige Verschmutzungen Natron auf die Stelle geben und dann Essigreiniger drüber sprühen. |
Schokolade | Schokolade selber machen mit Kokosöl |
Margarine, Palmin Soft usw. | Flüssige Öle und Kokosöl als bei Zimmertemperatur festes Öl (man kann sich auch Olivenöl statt Margarine aufs Brot schmieren, ist sehr lecker), |
Gekaufte Kekse | Das Keksrezept in diesem Artikel selber backen 😉 |
Gebäck (auch vom Bäcker) | Beim Bäcker nachfragen (und eigenen Beutel mitbringen ;)), selber backen (der Großteil meiner Rezepte hier verwenden flüssige Öle und sind somit palmölfrei) |
Brot | Beim Bäcker nachfragen (und eigenen Beutel mitbringen ;)), selber backen |
Brotaufstriche, süß | Marmeladen enthalten in der Regel kein Palmöl, kann man auch gut zero-waste selber kochen |
Brotaufstriche, pikant | selber welche einkochen, Brotaufstriche in Gläsern kaufen (wenn man Gläser braucht), die Brotaufstriche aus dem Glas von Alnature sind i.d.R. palmölfrei, die von Zwergenwiese bis auf Zwergenwiese Schmelz auch |
Cereals | Auf Müsli und Haferflocken ausweichen, man kann auch selbst Nüsse, Kokosraspeln, (getrockenetes) Obst usw. dazu geben 🙂 |
Fertigprodukte | Fallen aufgrund der Verpackungen sowieso weg 😛 |
Produktfinder für "normale" palmölfreie Alternativen
- Palmölfreie Kosmetik
- Palmölfreie Alternativen für 10 beliebte Produkte
- Wie man erkennt, ob in etwas Palmöl steckt
- Datenbank für Produkte ohne Palmöl, nach Kategorien geordnet (sehr zu empfehlen!)
- 100 ml (eine kleine türkische Teetasse voll) natives Olivenöl oder (nicht natives) Sonnenblumenöl, man kann auch 50ml Oliven- und 50ml Sonnenblumenöl nehmen
- 3 EL Puderzucker
- Bis zu 250 g Mehl (2 große Tassen à 200ml), ich habe nur 180 g benötigt
- 3 EL Puderzucker zum Bestäuben
- Den Ofen nicht vorheizen!
- Das Öl in eine Rührschüssel geben.
- Den Puderzucker darüber sieben und mit einem Schneebesen vermischen.
- Nun die Hälfte des Mehls (125 g) darüber sieben und mit einem Kochlöffel oder Teigschaber vermischen.
- Mehl weiter nach und nach in kleinen Portionen dazu sieben und verkneten, bis der Teig Ohrläppchenkonsistenz hat. Ich habe insgesamt 180 g Mehl benötigt, aber das kann je nach Luftfeuchtigkeit und Temperatur auch etwas variieren.
- Der Teig lässt sich eigentlich ganz gut kneten, klebt halt nicht so stark zusammen wie sonstiger Plätzchenteig. Er lässt sich aber gut zu einer Kugel formen, und man kann auch mit der Kugel das Innere der Rührschüssel gut "abwischen" ;).
- Kleine Stückchen Teig abbrechen, in den Händen zu einer Kugel formen und dann leicht zu ca. 4cm großen Plätzchen flachdrücken.
- Die Plätzchen auf ein mit einer Backmatte oder Backpapier ausgelegtes Backblech setzen.
- In den nicht vorgeheiztem Ofen auf die mittlere Schiene schieben. Den Ofen auf 175ºC Ober-/Unterhitze stellen und die Plätzchen 15 Minuten backen. Sie dürfen nicht gebräunt sein.
- Nachdem sie etwas abgekühlt sind Puderzucker darüber sieben.