Inzwischen backe ich seit über vier Jahren im Grunde ausschließlich vegan. Vegan leben tue ich aber erst seit gut einem Jahr, davor habe ich über zwei Jahre lang erst weniger, dann schließlich ganz vegetarisch gelebt.
Als ich auf veganes Backen umstieg, hab ich sogar noch Fleisch gegessen und war der Meinung, dass aus mir sicherlich nie ein Vegetarier werden würde. Warum ich dann überhaupt anfing, vegan zu backen? In erster Linie, weil veganes Backen viele sehr praktische Vorteile gegenüber traditionellen Backrezepten hatte und ich ein unglaublich pragmatischer Mensch mit einer Vorliebe für Prozessoptimierung bin. Aber auch, weil ich in einer (sehr verfressenen) Familie aufgewachsen bin, wo man gerne Neues ausprobiert und essensmäßig eigentlich nichts Tabu ist, solange es schmeckt 😝.
Heute möchte ich euch also gerne die Vorteile aufzeigen, die es hat, veganen Kuchen zu backen. Nachteile konnte ich bisher noch keine feststellen, außer, dass ich am Anfang etwas herum experimentieren musste (man betritt ja erst mal Neuland und muss sich orientieren, aber das ging mir genau so, als ich überhaupt mit Backen anfing ) und dass sich dabei einige Menschen in meiner Umgebung doch als überraschend intolerant entpuppten, womit ich, naiv wie ich war, nie gerechnet hätte. Daraufhin hab ich denen einfach erzählt, dass die mitgebrachten Kuchen "dieses Mal nicht vegan sind", und plötzlich haben sie wieder zugegriffen, alles in höchsten Tönen gelobt und waren überzeugt davon, die Eier oder die Butter durchzuschmecken... So viel dazu ...
1. Vegan kann fast jeder essen, umgekehrt nicht
Wenn man veganen Kuchen für eine Party mitbringt, ist man gleich doppelt beliebt 😝! Einmal, weil man KUCHEN mitbringt, zum anderen, weil man wahrscheinlich einer der wenigen Menschen auf der Party sein wird, der die Laktoseintoleranten, Ei-Allergiker und Veganer mitversorgt. (Leider nicht automatisch Menschen mit Zöliakie, die kein Gluten vertragen)

Kuchen mit ordentlich Alkohol gehen auf Parties eigentlich immer
Mein Bierkuchen ging noch auf jeder Party weg. Andere erprobte Partyknüller sind mein Schwarzbier-Gugelhupf, mein Amaretto-Kuchen, mein Bananenbrot und natürlich Death by Chocolate. Meine Brownies gehen auch immer gut weg, sorgen aber leider häufiger für Verwirrung mit anschließender Enttäuschung, wenn aufgeklärt wird, dass es keine "speziellen" Brownies sind 😂. Die bringe ich inzwischen nicht mehr zu Parties mit 😜.
Wer sich unsicher ist, kann mich ja gerne zum Testessen einladen 😜.
2. Man hat meistens alle Zutaten im Haus
Das war eines der Hauptgründe, warum ich damals mit veganem Backen anfing. Eier, Butter und Milch sind alles relativ schnell verderbliche Zutaten, die wir als kochfaule Menschen nicht immer zu Hause hatten, und wenn, dann nie rechtzeitig aufbrauchen konnten. Es nervte mich einfach tierisch, dass wir Lebensmittel wegwerfen mussten!
Genau diese leicht verderblichen Zutaten fallen beim veganen Backen raus! Alle Grund-Zutaten, die man für einen "normalen" (= nicht besonders ausgefallenen) veganen Kuchen braucht sind: Mehl, Zucker, Öl (das man wahrscheinlich sowieso zum Braten zu Hause hat), Backpulver, Vanillezucker, evtl. Kakaopulver, vielleicht gemahlene Nüsse und optional noch Pflanzenmilch seiner Wahl (eine angebrochene Packung Sojamilch oder dergleichen hält sich im Kühlschrank übrigens deutlich länger als Kuhmilch!), aber man kann auch einfach Wasser, Säfte oder sogar Limonade nehmen.

Das Bild ist schon älter, unser Küchenschrank sieht inzwischen definitiv produktfreier aus 😛
All diese Zutaten lassen sich wunderbar zu Hause lagern und man kann auch schnell mal backen, wenn man nachts oder an einem Sonntag vom Backwahn bessesen wird oder spontaner Besuch kommt.
(Ich persönlich benutze übrigens keinen Ei-Ersatz, was bedeutet, dass man alle Zutaten gut
3. Es müssen nicht alle Zutaten die gleiche Temperatur haben
Wer traditionell backt, der kennt den Hinweis in Rezeptbüchern, dass alle Backzutaten - es sei denn es ist anders angegeben - Zimmertemperatur haben sollten. Ansonsten gelingt das Rezept nicht. Das liegt an der Butter und den Eiern. Bei einem klassischen Rührteig, der die Grundlage von so vielen Kuchen und Torten ist, wird erst die Butter schaumig geschlagen, dann nach und nach die Eier dazu gegeben und dabei weiter geschlagen. Wenn die Butter direkt aus dem Kühlschrank kommt, ist sie zu hart, um schaumig geschlagen zu werden. Ist die Butter genau richtig, aber die Eier sind kalt, wird die Butter wieder hart, wenn die Eier dazu gegeben werden. Wird die Butter aus Zeitgründen in der Mikrowelle erwärmt und ist leider geschmolzen, lässt sie sich ebenfalls nicht mehr schaumig schlagen und im schlimmsten Fall ist sie so heiß, dass ein Teil vom Ei gar wird, wenn man es zur Butter gibt (was man aber sowieso nicht machen sollte :P).

Man muss immer schon Stunden vorher dran denken, Butter und Eier aus dem Kühlschrank zu räumen
Ich bin kein sehr geduldiger und ein sehr spontaner Mensch. Ich backe gerne mal, wenn mir die Decke auf den Kopf fällt und ich das Gefühl habe, dass ich JETZT einen Ausgleich brauche. Oder wenn ich JETZT Heißhunger auf einen Schoko-Kuchen habe! Das bedeutet, dass ich schon gar keine Lust habe, erst noch drei Stunden zu warten, bis die Butter und die Eier endlich auf Zimmertemperatur gekommen sind, bevor ich mit dem Backen loslege!
Bei meinen veganen Backrezepten ist es bis auf bei einigen Plätzchenrezepten, wo man kalte Margarine braucht, schnurzpiepegal, ob die Zutaten die gleiche Temperatur haben. Ich benutze als "Butter-Ersatz" auch keine Margarine, sondern Öl, das sowieso flüssig ist. Manchmal kommt sogar heißer Tee rein - und das ist vollkommen in Ordnung. Da passiert nix. Und man kann direkt loslegen, wenn man Lust hat!
4. Man braucht häufig nicht mal einen Handmixer, ein Schneebesen reicht vollkommen
Wie oben erwähnt, verwende ich bis auf bei einigen Plätzchenrezepten nicht mal Margarine, sondern Öl (inzwischen nur noch Bio Brat- & Backöl). Öl liegt sowieso flüssig vor. Dadurch braucht man keinen Handmixer mehr, ein einfacher Schneebesen reicht vollkommen. Zur Not tut es auch ein Teigschaber oder ein Kochlöffel. Spart zudem noch Strom.
5. Es geht meistens schneller
Das "Butter schaumig schlagen. Eier einzeln dazu geben, dazwischen jeweils eine Minute schlagen" kann man sich zeitlich schenken. Bei meinen Rezepten werden standardmäßig ganz simpel alle "trockenen" Zutaten (Mehl, Backpulver, Zucker usw.) in eine Rührschüssel gegeben, die "nassen" Zutaten (Öl, irgendeine Flüssigkeit, manchmal auch noch Apfelmus o.Ä.) drauf und mit dem Schneebesen oder sogar nur einem Kochlöffel KURZ (= wirklich nur ca. 10 bis maximal 15 mal) umrühren, fertig. Ist so übrigens in der Regel auch fettarmer.

Diese Schritte kann man sich sparen
Und natürlich spart man sich die Vorlaufzeit, die man braucht, damit die Butter/Margarine und die Eier auf Zimmertemperatur kommen. Wenn man heiße Sachen wie geschmolzene Schokolade oder Kaffee dazu gibt, muss man ebenfalls nicht mehr warten, bis diese Sachen zumindest so weit abgekühlt sind, dass sie die Butter nicht schmelzen.
6. Man kann auch nachts und zu anderen Ruhezeiten backen
Da ich gerne nachts backe war mir das übrigens wichtig, damit sich ich meine Nachbarn nicht aus ihren Betten schmeiße... So ein Handrührgerät macht natürlich Lärm, und der fällt weg . Und wie ich erwähnt habe, hat man wahrscheinlich auch alle Zutaten im Haus.
7. Es tut gut zu wissen, dass kein Tierleid drin steckt
Egal, ob man Fleisch isst oder nicht - wir alle wissen, wie schlimm es in der Massentierhaltung aussieht, und dass auch "Bio" häufig nicht viel besser ist.

© PETA
Es muss ja nicht jeder vegan leben, aber wenn jeder hier und da mal mehr darauf achtet und sich für die tierleidfreie Alternative entscheidet, wäre schon viel geschafft.
8. Es ist besser fürs Klima
Das Gleiche gilt fürs Klima. Tierische Produkte haben einen enormen CO2-Abdruck und führen auch zu mehr Lebensmittelverschwendung, weil sie leicht verderblich sind. Nach konservativenBerechnungen produziert die Fleischindustrie mehr Treibhausgase als alle Autos, LKWs, Schiffe und Flugzeuge zusammen!
Aber tierische Produkte haben nicht nur alle eine heftige CO2-Bilanz, sondern auch eine ganz schlechte Wasserbilanz!
Sich also immer mal für die ökologischere Alternative zu entscheiden tut der Umwelt gut.
9. Vegane Kuchen schmecken nicht schlechter!
Butter und Eier werden in ihrer geschmacksgebenden Funktion hoffnungslos überschätzt! Zutaten wie Obst, Nüsse und Kakao sind deutlich intensiver im Geschmack und übertünchen sowieso in den meisten "normalen" Kuchenrezepten den eigentlich ziemlich dezenten Geschmack von Butter und Eiern. Mit diesen Sachen wurde traditionell "verfeinert", weil es sie wie auch Fleisch früher nur zu besonderen Anlässen gab. Man kann aber mit vielen anderen pflanzlichen Zutaten (Vollrohrzucker, Nüsse, Ahornsirup, Kokos, Öle wie Walnussöl usw.) ebenfalls "verfeinern". Nur assoziieren wir das traditionell und emotional nicht damit.
Falls du also tatsächlich noch nie veganen Kuchen gebacken hast, challenge ich dich, eines der folgenden erprobten und anfängerfreundlichen (Lieblings-)Rezepte von mir zu backen ;)!
- Bananenshake-Kuchen
- Brownies
- Apfelmus-Streusel-Kuchen
- Karotten-Kuchen
- Bananenbrot
- Death by Chocolate
Ich habe schon sehr häufig in meinem Leben schlechten Kuchen gegessen. Ehrlich gesagt waren die meisten Kuchen in meiner Kindheit ziemlich bäh. Deswegen mochte ich auch lange Zeit Kuchen gar nicht! Wir kennen alle staubtrockene Kuchen, wo die Wüste Gobi grüßen lässt, oder heftige Buttercremetorten aus der Konditorei, wo die Buttercreme irgendwie immer etwas komisch schmeckt, wie ich finde.
Punkt ist, wenn nicht-veganer Kuchen schlecht schmeckt, liegt das an der schlechten Ausführung oder am schlechten Rezept. Wenn veganer Kuchen schlecht schmeckt dann liegt es natürlich daran, dass er vegan ist. Hääää?
Es ist wahr, dass viele veganen Backrezepte nichts taugen, das musste ich selbst feststellen. Aber veganer Kuchen hat auch keine so lange Tradition wie "normaler" Kuchen, wo die Rezepte natürlich erprobter sind. Das ist allerdings alles mehr eine Problem der Ausführung, nicht wirklich von vegan oder nicht.
10. Es ist günstiger
Butter, Eier und Milch sind eher teuer im Vergleich zu Mehl, Zucker und Öl. Diese Sachen wegzulassen macht so einen Kuchen auch etwas preiswerter. Selbst, wenn man Ei-Ersatz aus dem Reformhaus kauft, ist das umgerechnet günstiger als ein gelegtes Ei. Nicht, dass es so viel ausmachen würde, aber ich dachte, ich erwähne das mal der Vollständigkeit halber.
Wenn man so regelmäßig backt wie ich, summiert sich das (ja, Kleinvieh macht auch Mist), und man dann z.B. in hochwertigere Bio-Zutaten investieren â¤ï¸.
Hab ich was vergessen? Was sind eure Erfahrungen mit dem veganen Backen?