In den letzten vier Wochen habe ich gleich zwei Mal darüber geschrieben, wie man Pflanzenmilch wie Mandel-, Soja- und Hafermilch selbst machen kann - einmal mit einem guten Standmixer, einmal mit einem Sojamilchmacher. Das hat einige Fragen aufgeworfen, die ich hier gerne beantworten möchte.
Kann ich Pflanzenmilch mit meinem Pürierstab machen?
Nein, das geht leider nicht, bzw. nur sehr schlecht. Wie Lucia in diesem Kommentar berichtet, geht es doch :)! Die Nüsse sollten gut eingeweicht sein und nicht direkt mit dem gesamten Wasser püriert werden. Erst mit 200 ml Wasser pürieren und dann mit 750 bis 1000 ml Wasser auffüllen :).
Die Pflanzenbasis (Nüsse, Hafer, gekochte Sojabohnen) muss so gut wie möglich zerkleinert werden. Je größer die Stückchen, desto mehr bleibt im Sieb bzw. im Tuch oder Nussbeutel hängen, und je schneller setzt sich später die Milch ab, weil größere Stückchen natürlich schneller nach unten sinken.
Ihr solltet zumindest einen ordentlichen Standmixer haben. Von Attila Hildmann gibt es auch ein spezielles Gerät für Pflanzenmilch, das mit um die 50€ etwas günstiger ist als ein guter Standmixer, für den man mindestens 80€ hinblättert. Ob das Ding etwas taugt, weiß ich allerdings nicht, denn für mich sieht das Gerät aus wie ein Pürierstab mit einem Mixbehälter. Vielleicht hat ja jemand den Veggiefino zu Hause und kann seine Erfahrung hier mit uns teilen :)? Eine Leserin hat mich darauf hingewiesen, dass es nur ein Behälter mit einem Sieb ist, den man mit seinem eigenen Pürierstab bedient.
Meine Pflanzenmilch setzt sich ab - ist alles in Ordnung?
Ja, denn bis auf Sojamilch setzt sich eigentlich jede Pflanzenmilch ab, da es keine stabile Emulsionen sind. Einfach vor der Verwendung schütteln. Wie stark sich die jeweilige Pflanzenmilch absetzt, hängt auch davon ab, wie gut euer Mixer ist und wie fein ihr absiebt. Wenn ihr die Pflanzenmilch im Kaffee verwenden möchtet, solltet ihr eure Pflanzenmilch durch ein Passiertuch oder einen Nussmilchbeutel sieben.
Schmeckt selbstgemachte Pflanzenmilch wie die jeweilige gekaufte?
Nein. Gekaufte Pflanzenmilch ist immer stark weiterverarbeitet bzw. die Pflanzenbasis wird vorher stark verarbeitet. Emulgatoren und Stabilisatoren sorgen dafür, dass sich die Pflanzenmilch nicht absetzt. Gekaufte Pflanzenmilch enthält auch häufig Süßungsmittel und zusätzliches Öl für mehr Cremigkeit. Reismilch ist außerdem immer Fermentiert, wobei der genaue Prozess von den Firmen geheim gehalten wird.
Der Unterschied zwischen gekaufter und selbstgemachter Pflanzenmilch ist wie derjenige zwischen Fertiggericht und einem selbstgekochtem Gericht aus frischen, unverarbeiteten Zutaten. Man muss sich erst mal daran gewöhnen, wie die Sachen ohne Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe schmecken.
Reismilch mag ich weder gekauft noch selbstgemacht, ist irgendwie einfach nicht so meins.
Bei Sojamilch mag ich die selbstgemachte viel lieber - sie erinnert mich jedes Mal an die Urlaube in Taiwan als Kind â¤ï¸. Selbstgemachte Sojamilch schmeckt einigen "zu stark nach Soja“. Wer einen milderen Sojageschmack möchte, kann die Bohnen häuten. Dazu die Bohnen vorher einweichen, mit Wasser bedecken und mit den Händen richtig reingreifen. Die Haut, die sich löst, schwimmt oben und kann mit einer Schöpfkelle abgeschöpft werden.
Hafermilch schmeckt selbstgemacht wie verflüssigte Haferflocken (eigentlich logisch, wenn man darüber nachdenkt..). Man kann den Geschmack durch mehr Haferflocken und ein paar getrocknete Früchte wie Rosinen, Datteln oder Feigen verbessern.
Nussmilch, egal - ob Mandel-, Haselnuss-, Erdnuss- oder Cashewmilch - schmeckt immer toll ;). Vor allem mit ein paar getrockneten Früchten drin - mjaaaam!
Welche Pflanzenmilch wofür verwenden
Zum Backen
Zum Backen nehme ich am liebsten Hafer- und Mandelmilch, weil ich finde, dass das am besten den Geschmack von süßem Gebäck ergänzt. Haselnussmilch ist auch superlecker, nur reagiere ich ziemlich stark allergisch darauf, weswegen ich die Finger leider davon lassen muss.
Zum Kochen
Zum Kochen bevorzuge ich Sojamilch und natürlich Kokosmilch, die man aber nicht mit dem Sojamilchmacher machen kann ;). Ich mache häufig koreanische Sojamilch-Nudelsuppe Kongguksu, die aus gesalzener, nicht abgesiebter Soja-Nussmischungs-Milch besteht - zum Reinlegen!
Für Kaffee
Im Kaffee bzw. in Kaffeespezialitäten kann nichts Mandelmilch toppen! Die Erdnussmilch aus rohen Erdnüssen ist darin auch lecker, aber kommt einfach nicht an Mandelmilch dran! Sojamilch mag ich darin nicht, kann ich aber tolerieren. Generell Nussmilch und auch Sojamilch haben einen hohen Eiweißgehalt, weswegen man sie sehr gut aufschäumen kann.
Für Müsli und Cornflakes
Ich mag in Müsli und Cornflakes auch mal Kokosmilch, aber meistens kommt doch Mandelmilch dran :). Sojamilch mag ich eher in nusslastigerem Müsli.
Zum pur trinken
Wenn ich vorhabe, die Pflanzenmilch pur zu trinken, gebe ich meistens vorher eine getrocknete Feige mit rein für ein bisschen Süße. Man kann aber auch Rosinen oder getrocknete Datteln ohne Stein nehmen. Mit Abstand am liebsten trinke ich Erdnussmilch aus rohen Erdnüssen (muss wie Sojamilch gekocht werden). An zweiter Stelle kommt Mandelmilch. Ungesüßt mag ich Hafermilch nicht so trinken, aber gesüßt und mit etwas mehr Hafer zubereitet mag ich sie ganz gerne. Cashewmilch ist auch toll, aber die mache ich nicht so häufig, weil Cashews gerade lose doch wirklich ziemlich teuer sind (z.T. knapp 3€ pro 100g, was 3€ pro Liter Cashewmilch bedeutet).
Was kann ich aus den Resten im Sieb machen?
Backen
Ich bin da ganz pragmatisch. Wenn ich Pflanzenmilch zum Backen mache, siebe ich sie nicht ab. Denn ratet mal, was man mit den Resten im Sieb machen kann? Genau - man kann sie mit in Kuchenteig geben! Auch in Pfannkuchen klasse ;)!
So essen
Reste von Hafermilch esse ich mit Vorliebe gerne so. Ich gebe ein paar Rosinen dazu oder schneide etwas Obst klein und genieße die Haferkleie :). Darum kloppe ich mich übrigens mit meinem Mann :D.
Milkshake oder Smoothies machen
Die anderen Reste gebe ich gerne mit in meine Smoothie oder mache daraus einen Shake! Mein absoluter Favorit ist der Bananen-Schoko-Milkshake.
Zutaten für ca. 3-4 Portionen:
2 große oder 3 kleine Bananen
Reste im Sieb von der Pflanzenmilchherstellung, am liebsten die Mandelreste oder andere Nussreste
1 EL ungesüßter Kakaopulver
2 EL Rosinen
12 Eiswürfel
500ml Pflanzenmilch eurer Wahl
Alles pürieren und genießen :).
Zum Kochen verwenden
Beim Kochen gebe ich die Reste gerne einfach mit in Suppen, Soßen und sogar in Gemüsepfannen. Ich koche sowieso selten nach Rezept (bzw. nach genauen Mengenangaben) und schmecke frei ab. Es wird mit dem gekocht, was gerade da ist ;). Sowieso wird häufig aus zerkleinerten Nüssen mit etwas Zitronensaft, Hefeflocken und Salz veganer Käse gemacht. Das kann also dem Geschmack des Essens nicht wirklich schaden und hat es bei uns auch noch nie.
Alia
Liebe Shia,
welchen Hochleistungsmixer verwendest du? Ist das der Bianco di puro primo? Wenn ja, reicht dieser zum Herstellen von Pflanzenmilch, Nussmus, Pulverisieren von Natron etc?
VIELEN DANK, Alia
Maru
Hallo Shia,
wenn ich Sojamilch aus Sojamehl machen möchte, kann ich das Mehl einfach mit dem Wasser mixen oder muß ich das kochen lassen? Auf meiner Sojamehlpackung von Bauckhof steht: "Sojamehl, getoastet".
Danke und leieben Gruß,
Maru
shia
Hi Maru,
hm, mit getoastetem Sojamehl kenne ich mich leider gar nicht aus. Sonstiges Sojamehl ist ja roh, und Soja sollte immer mindestens 20 Minuten gekocht werden... Ich würde also zur Sicherheit trotzdem 20 Minuten kochen lassen...
Liebe Grüße,
Shia
Sina Pelzmann
Hallo,
ich bin Diätologin und finde die Seite und die Rezepte sehr gut.
Bezüglich der Selbstherstellung von Pflanzenmilchen möchte ich jedoch auf eine neue Studie bezüglich Mandelmilch hinweisen - diese kann bei Kindern in größeren Mengen genossen (~3/4l pr Tag) aufgrund der in Mandeln enthaltenen Oxalsäure zu Nierenschäden führen!
Hier ein kurzer Auszug aus der Studie:
02.2016
Autoren Prof. J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz und Prof. E. Harms, Universitäts-Kinderklinik Münster
Mandelmilch ist in der veganen Ernährung als Alternative zu Milch tierischen Ursprungs sehr beliebt. Die beiden US-amerikanischen Autoren beschreiben nun 3 Patienten, die sich mit größeren Mengen von Mandelmilchprodukten ernährt hatten [1].
Soweit angegeben, wurden täglich ¾ bis 1 Liter Mandelmilch konsumiert. Zwei Patienten hatten eine ausgeprägte Dysurie (erschwerte und/oder schmerzhafte Blasenentleerung) mit Hämaturie (Blut im Urin) und Bildung von Kristallen im Urin. Der dritte Patient hatte Nierensteine mit reinen Calciumoxalatsteinen. Bei allen drei Patienten wurde eine ausgeprägte Hyperoxalurie (erhöhter Gehalt an Oxalsäure im Urin) festgestellt.
Nach Absetzen der Mandelmilch reduzierte sich die Ausscheidung auf Normalwerte, Dysurie und Hämaturie bildeten sich zurück.
Die Autoren haben eine Reihe pflanzlicherMilchersatzprodukte auf ihren Gehalt an Oxalsäure geprüft. Dabei war der Gehalt in Mandelmilch um ein Vielfaches höher im Vergleich zu Soja-, Reis- oder Kokosnussmilch. Besonders nicht kommerzielle, selbst hergestellte Mandelmilch hatte einen exzessiv hohen Oxalsäuregehalt von 68 mg/100 ml.
Mandelmilch sollte nicht in größeren Mengen konsumiert werden. Insbesondere von selbst hergestellter Mandelmilch, wie im Internet an vielen Stellen empfohlen, ist dringend abzuraten.
Referenz: [1] Ellis D, Lieb J (2015) Hyperoxaluria and Genitourinary Disorders in Children Ingesting Almond Milk Products. J Pediatr 167:1155-1158. EH
Tritzel
Hallo
ich habe auch ein Pflanzenmilch-Gerät, mache meist Mandelmilch aus Mandelstiften. Also ohne Einweichen. Jedoch finde ich, dass beim Backen mit der Mandelmilch die Ergebnisse ganz anders ausfallen, wie mit Kuhmilch oder gar gekaufter Sojamilch. Ein Kuchen zB ist mit meiner Mandelmilch richtig nass am Kuchenboden, mit Sojamilch gar nicht. Nun habe ich einen Hefezopf mit meiner Mandelmilch gemacht, der Teig sah recht feucht oder fettig aus, ist zwar schön aufgegangen, ist aber im Ofen dann eher seitlich in die Breite "verlaufen", anstatt in die Höhe zu gehen. Liegt das nun an meiner Herstellungsweise der Mandelmilch?
Ich habe schon im Internet gesucht, an was das liegen kann, leider habe ich kein Ergebnis gefunden. Ich hoffe nun, hier mehr Klarheit zu bekommen.
Grüße
shia
Hi Tritzel,
hm, ich konnte das bisher noch nicht feststellen, aber ich benutze auch fast nie Sojamilch (ich vertrag sie zwar inzwischen besser, aber leider nur in geringen Mengen). In der Regel benutze ich zum Backen unabgesiebte Hafermilch. Manchmal (ebenfalls unabgesiebte) Mandelmilch (vertrage ich zwar in größerer Menge als Sojamilch, aber eben auch nicht komplett uneingeschränkt). Wenn das bei dir so ist, würde ich eher dazu raten, bei Mandelmilch ein bisschen weniger als im Rezept angegeben zu nehmen oder die Mandelmilch nicht abzusieben. Denn ein feuchter Boden oder ein verlaufener Hefezopf klingt in beiden Fällen nach einem zu nassen Teig.
Sorry, dass ich dir da nicht zu mehr Klarheit verhelfen konnte :(.
Liebe Grüße,
Shia
Lucia
Hi 🙂
Vielleicht ist mein Pürierstab einfach nur besonders toll (?), ist aber auch nur ein ganz billiger von Aldi, aber ich mache meine Nussmilch in letzter Zeit fast ausschließlich damit. Meistens mache ich Mandelmilch, dafür weiche ich 100g Mandeln über Nacht ein und püriere sie mit ca 200ml Wasser im Pürierbecher. Dann wird gesiebt, je nachdem, wie viel Zeit ich investieren will/wie fein die Milch sein soll, sogar zweimal. Dann fülle ich einfach entsprechend mit Wasser auf (auf insgesamt 750-1000ml, je nach Verwendungszweck) und halte nochmal den Pürierstab rein (davon natürlich die Stückchen abspülen, ich halte den Pürierstab über das Sieb mit dem Nussmilchbeutel und gieße etwas Wasser darüber). Ist zwar etwas mehr Aufwand als mit Vitamix und co, aber als arme Studentin in einer winzigen Küche absolut okay. Wenn ich mir denke, was ein guter Standmixer kostet, und was der dann noch an Platz braucht auf meiner sowieso winzigen Arbeitsfläche... Ich glaube nicht so an Soja(milch), das hab ich deswegen auch noch nicht ausprobiert, aber Mandel- und Hafermilch (aus ganzen Hafer) und Cashewsahne zum Kochen funktionieren einwandfrei 🙂 Die Reste, die bei der Mandelmilch übrig bleiben, werden bei uns auf dem Holzofen getrocknet und wie Mandelmehl weiterverarbeitet.
LG Lucia
shia
Hi Lucia,
das ist ja ein toller Tipp! Du pürierst nämlich erst mit weniger Wasser, d.h. der Pürierstab kann ja viel besser greifen :)! Das hatte ich nämlich nicht probiert.
Danke für den Tipp :)!! Ich hab's oben im Artikel ergänzt :).
Auch die Idee mit dem Mandelmehl find ich cool!
Liebe Grüße,
Shia
Maria
Hallo!
Ich habe es mit Walnussmilch versucht, wobei ich die Walnüsse eingeweicht habe. Dadurch hat ein einfacher Universalzerkleinerer gereicht.
Inzwischen bin ich Fan, super Zusammenstellung hier in dem Beitrag!
lg
Maria
shia
Hi Maria,
oh, stimmt, Walnussmilch hatte ich gar nicht mit aufgezählt, auch super lecker ^^. Walnüsse sind auch weicher, und ich kann mir vorstellen, dass die sich gut eingeweicht wirklich auch mit einem Universalzerkleinerer gut kleinkriegen lassen :).
Danke für den Tipp!
Liebe Grüße,
Shia
Michaela
Hallo Shia, der Veggiefino ist nur ein Ersatz für den Nussmilchbeutel. Da macht man sich die Finger nicht dreckig. Zum Zerkleinern musst Du in dem Behälter mit einem Pürierstab ran.
Ansonsten wollte ich Dir sagen,das Du mich sehr inspirierst, auch mit Deinem zero waste Blog. Deine letzter Tipp mit dem der "Readly" App wurde prompt umgesetzt, nachdem ich letztens auch alle Zeitschriften entsorgt und mir geschworen habe, das es keine weiteren mehr geben wird. Jetzt bin ich an der "Wurf-"Werbung.....
Mach weiter so
Liebe Grüße Michaela
shia
Hi Michaela,
danke für die Info!! Ist ja total enttäuschend :(. Und dann auch noch so teuer?? Dass ich damals überhaupt Pflanzenmilch mit diversen Pürierstäben ausprobiert habe lag auch am werten Herrn Hildmann - mit sehr enttäuschenden Ergebnissen! Die wässrigen Flüssigkeiten würde ich persönlich einfach nicht als Pflanzen"milch" bezeichnen, aber naja ;). Der Mann hat ja sicherlich auch gute Rezepte...
Und ich freu mich total, dass du da auch hinterher bist :)!!! Jeder Beitrag zählt! Und wie ich finde gewinnt man dadurch ja einfach auch an Lebensqualität :).
Liebe Grüße,
Shia