
Die Torte hatte einen Durchmesser von 13 cm und darunter versteckte sich ein Süßkartoffelkuchen, den ich mit Holunderblütensirup getränkt und mit Holunderblütengelee befüllt habe.
Vor so anderthalb Wochen saß ich auf meiner supergmütlichen Couch und habe in einem Katalog geblättert, als mir diese schönen (aber leider überteuerten) Kerzenständer auffielen. Wie es mit meinen komischen Gehirnwendungen so ist, dachte ich statt an Kerzen, Entspannung und Einrichtung sofort an Geburtstagskuchen! Wieso nicht mal ein Geburtstagskuchen mit Kerzenständern als Deko? Und wer sagt denn, dass da immer echte Kerzen drauf müssen? Spätestens als bei mir als Kind mal das Wachs dieser kleinen Kuchen-Kerzen auf meine schöne Geburtstagstorte getropft ist bin ich nicht mehr so scharf auf Kerzen auf Torten und pack die nur immer anderen Geburtstagskindern zuliebe drauf.

Um den Look abzurunden, habe ich mit Hilfe eines Strukturrollstabs ein Ornamentmuster auf die Oberseite der Torte geprägt.
Ich werde ja häufiger gefragt, wie ich immer auf meine Ideen komme, seien es Torten oder die zweckentfremdete Nutzung von Möbiliar. In letzter Zeit habe ich dann tatsächlich immer mal darüber nachgedacht. Ich glaube nämlich nicht, dass man entweder Kreativität "hat" oder "nicht hat".
Augen offen halten
Ich glaube, dass ich einfach meine Augen offen halte. Viele Themen (z.B. Kuchen!) und viele Problemstellungen (z.B. "Wie bekomme ich meine ganzen Tortenständer jetzt in der übervollen Küche unter?") lassen mich einfach nicht los und sind bei mir im Kopf immer nur auf "Standby" geschaltet. Wenn ich dann etwas sehe, egal in welchem Bereich, wird die Sache in meinem Kopf schnell mal mit meinen Standby-Themen abgeglichen. Das meiste wird dann direkt wieder zur Seite geschoben, aber manchmal ergeben sich dann eben interessante Querverbindungen: Tolle Kerzenständer + Torte = Kerzenständertorte statt klassischer Geburtstagstorte.
Sprengung von Kategoriegrenzen
Eine weitere Sache, die da mit reinspielt, ist die Freue an der Sprengung von Kategoriegrenzen. Ich denke häufiger: Wer sagt denn, dass das so und so sein muss? (Wer sagt denn, dass eine Geburtstagstorte echte Kerzen haben muss?) Auf Englisch sagt man to think out of the box, was frei übersetzt soviel bedeutet, wie mal über den Tellerrand zu denken. Warum man das für frische Ideen machen sollte? Weil es sonst keine frischen Ideen wären, sondern etwas, was schon da ist! So steckt zum Beispiel in der Torte oben im Bild ein Süßkartoffel-Holunder-Kuchen! (Ich habe einen Süßkartoffelkuchen nach diesem Rezept gebacken und ihn mit Holunderblütensirup getränkt und mit Holunderblütengelee gefüllt.) Den Süßkartoffelkuchen hatte ich damals entwickelt, um dem Kuchen eine etwas asiatischere Geschmacksnote zu bekommen und Holunderblütensirup eine regionale Sache von hier. Das hätte auch in die Hose gehen können, aber weiß man nicht immer vorher. Aber man muss es eben auch mal einfach mal wagen und irgendwann entwickelt man auch ein besseres Gefühl für Kombinationen.
Sachen kombinieren, die "nicht zusammengehören"
Wer sich mal bei Pinterest umguckt, wird feststellen, dass die meisten "kreativen" Ideen einfach Kreuzungen zweier gängiger, bereits vorhandener Sachen sind. Hier hat beispielsweise jemand Sticken und Plätzchen kombiniert! Hier hat jemand Pixel mit Plätzchenteig nachgemacht!
Ihr seht also, es ist alles gar nicht so bahnbrechend. Einige von euch denken jetzt vielleicht: "Aber auch wenn ich mir gerade Stickzeug ansehe und an Plätzchen denke wäre ich nicht auf diese Idee gekommen." Ja und? Ich hab mir auch schon Stickzeug angesehen und da keine Querverbindung hergestellt. Es reicht auch, wenn es einige wenige Mal "pling" im Kopf macht. Außerdem kann man auch die Herstellung komischer Querverbindungen trainieren! Ich lese mir ja unheimlich gerne auf diversen Blogs verrückte Rezepte durch oder schaue mir bei Pinterest interessante Ideen an. Vieles wiederholt sich nach einer Weile. So ist es recht üblich, sich Ideen für Motivtorten über Textilien zu holen (Muster, Strukturen). Das kann man dann selbst auch mal gezielt probieren. Man muss ja nicht das Rad neu erfinden. Vieles wird dann auch nicht zusammenpassen. Das ist auch normal. Ich experimentiere viel herum, gerade, was Geschmackskombinationen angeht. Wenn ich mich von meinen Fehlversuchen entmutigen lassen würde, dann würde ich gar nicht zu den Erfolgserlebnissen kommen ;).
Anleitung für die Kerzenständer
Dieses mal habe ich gekauften Fondant vom Xenos verwendet. Zum einen, weil ich keine Zeit hatte, und zum anderen, weil es nicht einfach ist, Fondant ganz schwarz einzufärben. Man muss nämlich dann sehr viel Farbe unterkneten und außerdem den Fondant nach dem Einfärben noch einen Tag ruhen lassen, damit er nachdunkelt. Gerade bei schwarz und rot (also eher intensiven Farben) läuft man dann Gefahr, dass der Fondant durch die große Menge an Farbe dann aber bröselig wird und man ihn nicht mehr verwenden kann. Bei Agartine-Fondant habe ich das bei intensiven Farben vermehrt festgestellt, aber mir ist das auch schon bei Gelatine-Fondant passiert.
Ich habe also gekauften Fondant verwendet und großzügig CMC untergeknetet, weil daraus aufrecht stehende Kerzenständer werden sollten und der Fondant durch die Zugabe von CMC schneller und stabiler aushärtet.
Für den gelben und den blauen Kerzenständer habe ich einfach etwas weißen Fondant eingefärbt (und natürlich auch dafür CMC untergeknetet!). Ich schätze, das waren so ca. 50 g. Zum Einfärben habe ich gelbe Pastenfarbe (yellow) von Wilton und blaue Pastenfarbe (ice blue) von Sugarflair verwendet. Pastenfarben sind Lebensmittelfarben mit einer besonders hohen Pigmentdichte. Sie werden speziell für das Einfärben von Fondant, Blütenpaste, Teig und Frostings (aber nicht von Schokolade!) hergestellt. In Deutschland sind sie meistens nur online erhältlich. Ich entnehme die Farbe mit einem sauberen Zahnstocher und streife den am Fondant ab. Für jede neue Entnahme nehme ich einen neuen Zahnstocher, weil ansonsten die Farbe verdreckt wird.
Als Vorlage habe ich den Kerzenständer vom Katalog auf ca. 15 cm kopiert und ausgeschnitten.
Dann habe ich den Fondant ca. 5 mm dick ausgerollt, die Vorlage drauf gelegt und mit einem Schnippelmesser den Fondant entlang der Vorlage ausgeschnitten.
Aus weißem Fondant habe ich die Kerzen ca. 3 cm breit und ca. 10 cm hoch mit einem Lineal ausgeschnitten. Aus orange eingefärbten Fondant (gelbe – yellow – Pastenfarbe von Wilton und rote – red – Pastenfarbe von Squires Kitchen) habe ich dann mit einem Blattausstecher die Flamme ausgestochen. Mit dem gleichen Ausstecher habe ich ein Stück oben von der Kerze ausgestochen, um dann die Flamme einzusetzen.
Mit Vodka habe ich dann die Klebestellen bepinselt und die Kerzen an die Kerzenständer und die Flammen an die Kerzen geklebt. Besser hält aber eigentlich Zuckerkleber, aber ich hatte vergessen, am Tag vorher welchen zu machen.
Diese Kerzenständer habe ich dann einen ganzen Tag lang auf einem Schneidebrett aushärten lassen. Danach einfach die Kerzenständer an die Torte außen kleben – am besten mit Zuckerkleber, zur Not mit Vodka.
Luna
Aaah!!! Flashback! Ich erinnere mich! Die Torte hattest du auch im Fernsehstudio dabei. Jetzt muss ich aber mal so unverschämt fragen: wie klein 😉 bist du eigetnlich? Du wirkst zwischen den Herren ohnehin schon nicht sooo riesig, aber dass du dann noch auf einem Podest balancieren musstest....
Liebe Grüße von der Luna
shia
Haha, da hat jemand echt gut aufgepasst :D!!
Hmmm, ich hab die 1,60m-Marke leider nie geknackt >.
Stefanie
Eine wirklich klasse Idee und wunderschöne Umsetzung!
Liebe Grüße Stefanie
shia
Hi Stefanie!
Danke :)!!! Süße Torten machst du!!! Ich bin ja soooo schlecht mit Figuren >.<.. Gratuliere auch zum Zeitungsartikel :)!!!!! Liebe Grüße, Shia
Persis
Die Torte sieht toll aus! Ich glaube auch, dass man seinen Blick zumindest bis zu einer gewissen Grenze "trainieren" kann, um eigene Ideen zu entwickeln. Letztens hatte ich Papierservietten in der Hand und dachte, dass sich das Muster darauf prima auf Fondant uebertragen liesse. Den Zusammenhang haette ich noch vor zwei Jahren nicht hergestellt.
Und nun gehe ich mir mal Deinen Suesskartoffelkuchen angucken.
shia
Hi Persis!
Haha, genau so funktioniert das bei mir ja auch :D. Dann bin ich auf deine Fondanttorte mit Servietten-Muster mal gespannt :)!!!
Liebe Grüße,
Shia
Diandra
Viel spannender ist ja die Frage nach dem Rezept... Süßkartoffelkuchen klingt großartig!
shia
Hi Diandra!
Das Rezept hab ich oben im Artikel verlinkt, aber du kannst auch einfach hier klicken ;). Ich hatte den Kuchen damals für meine Mama gebacken, weil sie Süßkartoffeln mag :). Der ist auch schön saftig ^^!
Liebe Grüße,
Shia
Bea- Zimtwolke.de
Der Kuchen sieht Klasse aus, jedoch würde ich glaub ich voll die Nerven verlieren beim Herstellen der Deko 😀 Ich bin da immer sehr ungeduldig.
Und ich finde die Beschreibung deines kreativen Prozesses sehr interessant, gerade weil es bei mir auch anders ist (ich muss mich mit einer Sache explizit beschäftigen und dann kommen mir die ganzen Ideen erst), aber das mit den offenen Augen kann ich bestätigen. Seit dem ich mit dem Fotografieren angefangen habe sehe ich überall Sachen die ich ja mal als Requisiten für die Fotos nutzen könnte 😀
shia
Hi Bea :)!
Ja, mir sagen viele immer, dass ich ja sooo geduldig sein muss, wenn ich schon solche Deko mache. Das stimmt aber einfach nicht! Für Figuren hab ich zum Beispiel mal gar keine Geduld! Und für Blumengestecke aus Blütenpaste auch nicht. Und ich hab auch keine Geduld für die Herstellung und das Einfärben von Fondant! Das nehme ich immer eher als notwendiges Übel hin :D. Ich hab nur wirklich Geduld für Sachen, die ich gerne mache ;). Find ich aber voll in Ordnung so. Man muss sich ja nicht mit Sachen aufhalten, die einen keinen Spaß machen :).
Irgendwie beschäftigen mich die Sachen übrigens auch, aber wahrscheinlich viel eben auch unterbewusst ;). An Backen denke ich wirklich viel :D. Ist aber wirklich nicht immer gut, weil ich dann einfach auch gerne mal zu Süßkram greife, weil ich wieder an Kuchen gedacht habe und dann Lust auf Süßes dadurch bekommen habe.. Oh, oh, oh...
Ich hab ja vor einem guten halben Jahr mit Instagram angefangen und seitdem sehe ich Osnabrück auch mit ganz neuen Augen! Ich entdecke plötzlich in dieser kleinen, beschaulichen Stadt so viel Neues :)! Schon spannend, so was!
Ganz liebe Grüße,
Shia
sewperstitious
Super, die Verbindung zwischen Backen und Textilien.... Jetzt weiß ich, warum ich beides so gern mag. 🙂
shia
Hey Sewperstitious ;)!
Jaaaa, ich mag auch beides gerne! Hab früher auch viel genäht.. Inzwischen komm ich einfach nicht dazu. Meine Nähmaschine hab ich jetzt auch einer DIY-/nähverrückten Freundin als Dauerleihgabe verliehen ;). Da ist sie besser aufgehoben und ich kann mich dann auch mit an den schönen Sachen, die sie näht, erfreuen ^___^!
Liebe Grüße,
Shia